Wenn ich zaubern könnte
Es war einmal, ihr glaubt es kaum,
im Schlaf, da kam mir dieser Traum.
Ich konnte zaubern wunderbar,
ich sprach es aus – schon war es da.
Ich kam im Traum nach Afrika,
da stand ein kleiner Junge da,
der hielt in seiner Kinderhand
den leeren Krug am Brunnenrand.
Ich wünschte ihm sein Wasser gleich,
er lief nach Hause schnell und leicht.
Die Freude sprang in sein Gesicht,
den Tag sah er in hellem Licht.
Dann kam ich in ein fernes Land,
ein wilder Sturm war dort entbrannt.
Er löschte viele Leben aus,
das Wasser stand in jedem Haus.
Ich wünschte allen ein Zuhaus‘,
die Flut, sie floss zum Dorf hinaus.
Und alle Menschen waren froh,
sie tanzten, sangen lebensfroh.
Dann hielt mein Traum in einem Tal,
der Himmel brannte, welche Qual!
Ein Waldbrand zog sein feu’rig Kleid,
die Erde glühte weit und breit.
Ich wünschte Regen tausendfach,
die Feuerzungen wurden flach.
Zuletzt ist dann die Glut erstickt,
die Menschen waren tief beglückt.
Dann hielt mein Traum in einer Stadt,
in der es sich verbreitet hat,
dass dort ein schlimmes Beben war,
und mancher saß verlassen da.
Im Traum da stand das Leben auf,
die Häuser, Gärten blühten auf,
die Leute tanzten in den Gassen,
das Glück – es konnte keiner fassen.
Ach, könnte es die Träume geben,
die jedem schenken neues Leben.
Das Leid der Welt wär‘ halb so schwer,
das Wörtchen Angst – es gäb’s nicht mehr.
© Hans-Werner Kulinna