Robbenkind

23. August 2018 Aus Von Hans-Werner Kulinna

Es war einmal ein Menschenkind,
das lebte glücklich, lief geschwind
nach draußen an des Meeres Strand,
da stand es nun im tiefen Sand.

Es dachte vieles vor sich hin,
lief einsam so am Strand dahin.
Dann blieb es nah am Wasser stehen
und konnte auf die Sandbank sehen.

Es sah den Seehundkindern zu,
wie sie dort draußen immerzu,
die Nähe ihrer Mutter suchten,
zu fliehen gar nicht erst versuchten.

Das Menschenkind saß nun am Strand,
nahm seinen Bleistift in die Hand,
und dachte sich Geschichten aus,
so lies – was dabei kam heraus.

Nur gut, dass ich als Kind geboren,
kann aufrecht gehen mit zwei Ohren,
und nicht wie dieses Robbentier
es kriecht herum, weit weg von mir.

Doch dann beginnt das Menschenkind
lang nachzudenken im kalten Wind.
Ich möchte einmal Robbe sein,
für einen Tag im Meer allein.

Ich könnte mich im Wasser drehen,
die Schiffe, große Tanker sehen,
um ihren Müll da tanzen Mücken
und Gift schwimmt auf des Meeres Rücken.

Ich spürte täglich bange Not
und alle Fische gingen tot,
ich fände keine Nahrung mehr
im tiefen, großen, weiten Meer.

Nur gut, dass ich als Mensch geboren,
hab nun im Meer nichts mehr verloren.
Doch dieses kleine Robbenkind
liegt dort am Strand im rauen Wind.

© Hans-Werner Kulinna